Vegan Düngen ohne Hornspäne

 

Was Schlachtabfall und Pflanzenbau miteinander zu tun haben

Menschen, die sich dafür entscheiden, vegan zu leben, legen oftmals viel Wert darauf, einen anderen Umgang mit Tieren zu kultivieren und diese nicht in irgendeiner Form auszubeuten oder wirtschaftlich zu nutzen. Daher konsumieren sie rein pflanzlich, denn die Schlachtung und Haltung von Tieren möchten sie nicht unterstützen. Außerdem ist ihnen oft die Artenvielfalt und der Schutz von Böden und Gewässern wichtig, weshalb sie eher zu ökologisch produzierten Lebensmitteln greifen.

Doch gerade im Ökolandbau, wo neben der Anwendung von Gentechnik und Ackergiften auch die chemisch-synthetische Düngung verboten ist, werden organische Düngemittel benötigt. Häufig greifen Bäuerinnen und Bauern auf tierische Ausscheidungen wie Gülle und Jauche oder sogar Körperteile wie Knochenmehle zurück. Pflanzliche Erzeugnisse wie Gemüse und Obst, Getreide und Hülsenfrüchte werden hier meistens tierisch gedüngt und stehen eben doch mit der Tierhaltung in Verbindung – so vegan ist Salat aus dem Bioladen also gar nicht. Finde heraus, warum das so ist und welche Alternativen es gibt …

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Tote Tiere auf dem Feld – Blutmehl, Hornspäne, Knochenmehl & Co

Die Landwirtschaft ist mehr und mehr von Spezialisierung geprägt. Immer mehr Betriebe bauen ausschließlich Gemüse oder Getreide an und halten dabei selbst keine Tiere mehr. Im Öko-Sektor sind das schon fast 30 % der Betriebe. Da sie ihre Erzeugnisse (und damit auch die Nährstoffe aus dem Boden) verkaufen und weder in Form menschlicher Exkremente noch in Form von Biomüll wieder auf das Feld rückführen, sind sie darauf angewiesen, entweder kostenintensiv selbst zu kompostieren bzw. Biogassubstrat zu produzieren, oder sich organische Düngemittel zuzukaufen, um ihre Kulturpflanzen mit Stickstoff zu versorgen.

Andere Betriebe wiederum betreiben ausschließlich (Massen-)Tierhaltung und wieder andere übernehmen die Schlachtung dieser Tiere. Und dabei fällt weltweit viel Abfall an.

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Nun muss man nur noch eins und eins zusammenzählen und den Faktor „wirtschaftlicher Druck“ hinzuziehen. Bei fast 60 Millionen geschlachteten Tieren allein in Deutschland (!) im Jahr 2019 (STATISTISCHES BUNDESAMT 2020) fällt einiges an Reststoffen an, die dann weiterverkauft werden. Hörner, Haare, Borsten, Federn, ja sogar Fleisch, Blut und Knochen der Tiere, werden getrocknet bzw. gemahlen und in pelletierter Form als Dünger verkauft. So gelangen Schlachthofabfälle tragischerweise an unser (Bio-)Gemüse und Obst. Im Jahr 2001 wurde zwar glücklicherweise die Tiermehlfütterung verboten, dieser Umstand führte jedoch dazu, dass das Tier- und Fleischknochenmehl seither zu Düngezwecken verwendet wird (KRATZ et al. 2011). Außerdem bemerkenswert: Horn- und Hufdünger werden häufig aus Indien, Ägypten, Nigeria, Pakistan oder Brasilien importiert und stammen noch nicht einmal aus europäischen Schlachthöfen (MÖLLER/SCHULTHEISS 2014).

Schlachtabfall – überall in der Landwirtschaft und im Gemüsebau?

So unglaublich es klingen mag: Die Anwendung dieser betriebsfremden Pellets ist gang und gäbe, denn sie sind günstig und liefern schnellen Stickstoff. Verglichen mit pflanzlichen Handelsdüngern wie zum Beispiel MALTaflor* (einer Mischung aus Malzkeimen, Getreide und Vinasse) kostet Haarmehl aus Schweineborsten pro Kilogramm verfügbarem Stickstoff dreimal weniger (MÖLLER/SCHULTHEISS 2014). Es ist also eine Frage des Geldes bzw. persönlicher Prioritäten der Erzeuger*innen, die auch zunehmendem wirtschaftlichem Druck ausgesetzt sind.

Neben dem kommerziellen Gemüsebau ist dieses Thema auch im Kleingartenbereich von Bedeutung. Wer schon mal auf die Zusammensetzung einer Blumen- oder Anzuchterde aus dem Baumarkt geachtet hat, ist sicherlich auf den Begriff „tierische Bestandteile“ oder „Hornspäne“ gestoßen. Eine vegane Erde ohne Schlachtabfälle käuflich zu erwerben, ist gar nicht so leicht.

Problematisch an diesen Schlachtabfalldüngern ist nicht nur, dass sie aus veganer Perspektive abzulehnen und auch für das Klima und die Umwelt eine Katastrophe sind. Sie sind zudem – trotz Sterilisation auch häufig gesundheitlich bedenklich. Eine Kontamination mit Antibiotikarückständen (sogenannten Tetracyclinen) kann nach MÖLLER und SCHULTHEISS (2014) nicht ausgeschlossen werden – dies gilt übrigens auch für – eher im Ackerbau zur Düngung verwendete – Gülle. Studien von Herrn Prof. Manfred Grote beweisen, dass Nutzpflanzen in der Lage sind, Tetracycline aus dem Boden aufzunehmen und einzulagern (GROTE et al. 2006). Zudem können die Pellets mit Keimen und Schwermetallen belastet sein.

Pflanzlich und vegan düngen – weil es sich lohnt

Wer aus Klimaschutz – oder ökologischen Gründen zu Bioprodukten greift und sicher sein will, dass die Lebensmittel nicht tierisch gedüngt wurden, muss ein wenig suchen.

Tierische Handelsdünger sind im Anhang 1 der Durchführungsverordnung 889/2008 zur EU-Öko-Verordnung (EG Nr. 834/2007) als zugelassene Düngemittel gelistet, somit dürfen Bio-Gemüsegärtner*innen legal mit diesen Stoffen düngen. Etwas anders sieht es bei den allermeisten Bioverbänden aus, die eigene Richtlinien haben, welche strengere Auflagen als die EU-Öko-Verordnung vorschreiben. Organische Handelsdünger vom toten Tier selbst (wie Knochen-, Fleisch- und Blutmehle) sind bei Demeter, Naturland, Bioland und Biokreis verboten (UMWELTINSTITUT MÜNCHEN 2014), alle anderen Schlachtabfälle jedoch leider ebenfalls erlaubt.

Ein völliges Verbot einer Schlachtabfall-Düngung und generell tierischer Düngemittel wie Gülle, Jauche und Miste existiert nur im biozyklisch-veganen Anbau. Die Biozyklisch-Veganen Richtlinien schreiben eine rein pflanzliche Düngung vor und verbieten außerdem die wirtschaftliche Tierhaltung. Angestrebt sind auch enge Stoffkreisläufe, weshalb biozyklisch-vegane Gärtner*innen lieber selbst kompostieren (natürlich rein pflanzlich!) oder andere eigenbetriebliche Düngestrategien entwickeln, als fremde Düngemittel zuzukaufen. Ein geschlossener Betriebskreislauf ist auch im veganen Ökolandbau möglich – erfordert jedoch etwas Kreativität. Zum Beispiel kann neben einer Kompostanlage auch eine eigene Biogasanlage die Versorgung mit Nährstoffen sicherstellen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dem Boden Kleegras oder anderen pflanzlichen Aufwuchs (der sonst als Futter dienen würde) in Form einer Mulchschicht zuzuführen oder selbst Hülsenfrüchte zu schroten. Dies hat nebenbei auch viele Vorteile für die Lebewesen im Boden.

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Pflanzliche organische Handelsdünger sind erlaubt und können zugekauft werden. Hier dienen beispielsweise Schrote aus Erbsen, Bohnen oder Raps, Pellets aus Klee (wie z.B. Kleepura*) sowie Rückstände aus der Lebensmittelindustrie wie Melasse, Vinasse, Traubentrester, Maiskleber (sogenannte Phytopellets) oder Kartoffelfruchtwasser als Stickstoffquellen. Sie sind entweder flüssig oder pelletiert und kosten oft etwas mehr als die tierischen Varianten. Doch wer die vielen Nachteile und Gefahren tierischer Düngemittel vor Augen hat, kommt schnell zu dem Schluss: Es lohnt sich mit der veganen Düngung!

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Quellen:

  • GROTE, M., SCHWAKE-ANDUSCHUS, C., STEVENS, H., MICHEL, R., BETSCHE, T., FREITAG, M. (2006): Antibiotika-Aufnahme von Nutzpflanzen aus Gülle-gedüngten Böden – Ergebnisse eines Modellversuchs. Journal für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit 1, S. 38 – 50.
  • KRATZ, S./STÖVEN, K./GODLINKSI, F./SCHNUG, E. (2011): Die Nutzung von Schlachtnebenprodukten als Dünger – ein Übersichtsreferat. Quelle: Link
  • MÖLLER, K./SCHULTHEISS, U. (2013): Organische Handelsdünger tierischer und pflanzlicher Herkunft für den ökologischen Landbau – Charakterisierung und Empfehlungen für die Praxis. Quelle: Link
  • STATISTISCHES BUNDESAMT (2020): Tiere und tierische Erzeugung. Quelle: Link
  • UMWELTINSTITUT MÜNCHEN (2014): Unterschiede zwischen der EU-Verordnung Ökologischer Landbau und den Richtlinien der Anbauverbände Bioland, Naturland und Demeter. Quelle: Link