Interview mit Angela Küster, Mitgründerin von PlanetVegFoods, zur biozyklisch-veganen Landwirtschaft & Cashewkernen aus Brasilien

 

Ich spreche mit Angela Küster, Mitgründerin von PlanetVegFoods, einem Unternehmen, welches seit kurzem Cashews aus veganer Landwirtschaft aus Brasilien importiert mit Vorbereitung auf die Bio-Zertifizierung.

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Den Cashewbruch* gibt es bei Acaju im Onlineshop zu kaufen* und wir haben es uns zur Mission gemacht, möglichst viele Einblicke in die Produktion der von uns verkauften Lebensmittel zu geben und möchten daher die Menschen hinter den Produkten vorstellen.

Frau Küster, Sie sind Gründerin von PlanetVegFoods – stellen Sie sich bitte kurz vor und erzählen Sie uns, was Sie zur Gründung des Unternehmens geführt hat?

Ich bin promovierte Politologin, in Stuttgart geboren, und lebe mit meiner Familie in Berlin. Insgesamt war ich 20 Jahre im Ausland, 15 Jahre in Brasilien und 5 Jahre in Spanien, und habe ich mich in verschiedenen Projekten und Studien hauptsächlich mit Ernährung – und Landwirtschaft beschäftigt.

Ich habe lange mit dem Gedanken gespielt, selbst ein Foodstartup zu gründen, weil mich vor allem die Entwicklung von Produkten für die vegane Ernährung fasziniert. Seit vielen Jahren ernähre ich mich hauptsächlich mit Lebensmitteln aus dem ökologischen Anbau und seit sieben Jahren lebe ich vegan. Dann habe ich noch „Kopf schlägt Kapital“ von Günther Faltin gelesen und beschlossen, PlanetVegFoods zu gründen, um mit fair gehandelten und veganen Bioprodukten zu arbeiten.

Sie haben 15 Jahre in Brasilien gelebt? Was haben Sie dort beruflich gemacht? Was hat Sie dazu bewegt, wieder nach Deutschland zurückzukehren?

Die ersten vier Jahre hatte ich ein Stipendium der Heinrich-Böll-Stiftung und habe dort über nachhaltige Entwicklung und Demokratie geforscht und an der FU-Berlin promoviert. Danach habe ich im Büro einer deutschen Stiftung in Fortaleza angefangen, als wissenschaftliche Mitarbeiterin Projekte zu koordinieren.

Daraus ergab sich ein Projekt zur nachhaltigen Entwicklung der familiären Landwirtschaft, das fünf Jahre lang von der KAS und der EU finanziert und von mir geleitet wurde. Das Projekt war Anfang 2011 zu Ende und die Stiftung schloss das Büro. Danach haben wir noch einen großen Agrarökologie-Kongress organisiert. 2012 ging ich dann mit meinem Mann und meiner jüngsten Tochter nach Spanien, 2017 kamen wir nach Berlin zurück, da ich wieder näher bei meiner Familie sein wollte.

Sie sind Politikwissenschaftlerin? Wie sind Sie zum nachhaltigen Anbau von Cashews gekommen – woher kommt Ihre Liebe zum Superkern?

Meine Liebe gilt nicht speziell dem Kern, sondern der ganzen Cashew und der Kultur drum herum. Die Cashewkultur ist im Nordosten Brasiliens verbreitet und eine wichtige Einkommensquelle für die kleinbäuerlichen Familien. Im Rahmen unseres Projektes arbeiteten ich und mein Mann auch mit Cashewbauern und – bäuerinnen und ihren Kooperativen an der Verbesserung der Qualität, der Teilnahme an Messen und der Zertifizierung. Gleichzeitig lernten die Familien, einen Garten anzulegen und mehr Gemüse und Obst anzubauen, um nicht nur vom Verkauf der Cashewkerne abzuhängen.

Was fasziniert Sie an Cashews besonders?

Die Cashewkultur an sich fasziniert mich. Die Cashewbäume wurden schon von den indigenen Völkern im Nordosten Brasiliens genutzt. Ihren Blättern wurde Heilkraft für die Nieren zugesprochen und da der Kern einer Niere ähnelt, wurde der Baum „acaju“, „Nierenbaum“ genannte. Die Portugiesen verbreiteten den Baum nach Afrika und Asien, dort diente er zur Befestigung von Küsten. Im Nordosten ist die Cashew bis heute Teil der Kultur, es gibt „Cashew Festivals“, mit den vielfältigen Produkten aus Cashew, Folklore und Informationen rund um den Cashew Anbau. Ich fand es auch faszinierend, die vielen Gerichte zu probieren, die mit dem Cashewfruchtfleisch möglich sind. Auch die Cashewkerne* können sehr vielseitig eingesetzt werden.

Welche Geheimnisse schlummern im Kern, die viele hier in Deutschland nicht kennen?

Die Kerne sind voller Vital- und Nährstoffen und sind mit ihrem hochwertigen Protein eine wunderbare Eiweißquelle. Sie sind auch reich an einfach und mehrfach ungesättigten Fetten, die das schlechte Cholesterin senken und das gute Cholesterin erhöhen.

Tatsächlich fast ein Geheimnis ist, dass die Cashewkerne zu den besten L-Tryptophan-Lieferanten zählen. Dabei handelt es sich um eine Aminosäure, aus der im Körper der Botenstoff Serotonin hergestellt wird, der umgangssprachlich auch Glückshormon genannt wird. Er wirkt antidepressiv, stimmungsaufhellend, entspannend und schlaffördernd. Sie gelten daher als Gute-Laune-Nüsse. Und sie enthalten auch B-Vitamine, die als nervenstärkend gelten und die Konzentration erhöhen. Die Cashewkerne habe es echt in sich.

Warum ist es Ihnen besonders wichtig, dass Ihre Cashews von kleinbäuerlichen und genossenschaftlich organisierten Erzeuger*innen stammen? Was ist das Besondere am Anbau der Cashews in dieser Kooperative

Durch unsere Projektarbeit haben wir damals gesehen, wie schwierig es für die Erzeuger*innen ist, ihre Produkte auf den Markt zu bringen. Sie hängen von Zwischenhändlern ab, die ihnen die Cashewkerne schon vor der Ernte zu einem niedrigen Preise abkaufen. Das gilt auch für andere Produkte und wir haben damals mit einigen Kooperativen daran gearbeitet, dass sie selbst vermarkten und höhere Preise erzielen können. Ein paar Kooperativen schafften es zu exportieren, wenn sie direkt mit Importeuren aus Europa oder den USA zusammenarbeiten.

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Besonders intensiv haben wir in der Kommune Barreira gearbeitet, zusammen mit einer lokalen Vereinigung. An den Kursen und Veranstaltungen nahmen viele Cashewbauern -und bäuerinnen teil und bald widmeten wir uns der Stärkung der Organisation, die Qualifizierung der Produkte und deren Zertifikation.

Wichtig ist uns, dass möglichst viel Mehrwert vor Ort geschaffen wird, indem die Produkte dort verarbeitet und verpackt werden. Wir arbeiten direkt mit Kooperativen und familiären Betrieben an der Entwicklung neuer Produkte und der Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Die „cashew-campaign acaju“ ist ein Projekt, in das PlanetVegFoods investiert. In Zukunft soll ein Teil der Gewinne in das Projekt fließen, um die Agroforstwirtschaft zu stärken und die Einkommen der Familien zu erhöhen.

Sie arbeiten mit der Vereinigung “PA-Rural” zusammen, was macht diese Vereinigung aus?

Die PA-Rural wurde als gemeinschaftliche Vereinigung von Barreira (ACB – Associação Comunitária de Barreira) 1986 gegründet. In der Fabrik wird die Cashewernte von um die zweitausend Familien verarbeitet, außerdem existieren ca. 50 Minifabriken, in denen die Cashewkerne gedämpft, geknackt und sortiert werden. Der Verkauf erfolgt aber zumeist über Zwischenhändler der größeren Fabriken, oder über die PA-Rural.

Die PA-Rural verarbeitet die Cashewkerne* traditionell, das heißt die Kleinbauern und -bäuerinnen warten die Reifung der Cashews ab. Die Cashewnüsse werden dann in der Sonne getrocknet und anschließend schonend gedämpft, um die harte Schale knacken zu können. Durch das Dämpfen werden die Gifte aus der Schale gelöst, aber anders als bei der Verbrennung, wie es oft in Asien gemacht wird, entstehen keine giftigen Dämpfe. Die herausgelösten Cashewkerne werden von Resten der Schale gesäubert und nach Größe und Qualität sortiert. Die Kooperative PA-Rural garantiert gute Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit ist nicht erlaubt und es wird auf die Gesundheit der Arbeiter*innen geachtet.

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Wie sind Sie zum biozyklisch-veganen Anbau gekommen?

Ich war 2018 Landesvorsitzende der V-Partei, als ich Axel Anders kennenlernte. Die Idee des biozyklisch-veganen Anbau fand ich davor bereits bei einem Vortrag von Johannes Eisenbach in der GLS Bank sehr interessant. Herr Anders lud mich zu Treffen ein und ich arbeitete ein paar Mal in der AG Fundraising mit, hatte aber nicht viel Zeit für die Antragstellung. Jetzt bin ich in der AG Handel und Vertrieb, der Austausch dort ist sehr wichtig. Wir sind gerade dabei, der PA-Rural die biozyklisch-vegane Zertifizierung zusammen mit der Bio-Zertifizierung zu ermöglichen.

Ein Großteil der Cashew Frucht wird nicht weiterverwertet, sondern entsorgt – das wollen Sie ändern? Wie?

Die Frucht ist schnell vergänglich und bleibt meistens auf dem Kompost oder wird entsorgt. Nur ein kleiner Teil wird zu Cashewsaft, der traditionellen Cajuina, verarbeitet, ein noch geringerer Teil zu Trockenobst und Marmelade. Auch bei der Herstellung von Cajuína bleiben die Fasern übrig, die verwertet werden können.

Mein Mann ist Agrarwissenschaftler, wir hatten zusammen die Idee, Cashew „Fleisch“, die Fruchtfleischfasern, nach Deutschland zu bringen, mit denen wir damals schon experimentiert hatten. Die Cashewfasern sind sehr vielseitig in der veganen Küche nutzbar. Bisher werden sie vom einem Betrieb, mit dem wir an der Entwicklung arbeiten, gefroren an Restaurants vor Ort geliefert. Um sie in Konserven zu verarbeiten, müssen wir noch einiges investieren. Da es noch dauert, bis die Verarbeitung für den Export geeignet ist, haben wir mit Cashewkernen angefangen, jetzt kommt noch Cashewsaft dazu.

Wie kann man sich den Geschmack von Cashew Saft vorstellen, gibt es etwas Vergleichbares?

Cajuína ist ein typisches Getränk aus dem Nordosten Brasiliens, ohne Alkohol, geklärt und sterilisiert. Das Funktionsgetränk hat eine gelbliche Bernsteinfarbe, die durch die Karamellisierung des natürlichen Zuckers im Saft entsteht. Der von uns importierte Cashewsaft wird durch eine Ultrafiltrationsmembran ohne Verwendung von tierischem Eiweiß filtriert, ist also vegan. Er ist biozertifiziert und ohne Zuckerzusatz oder Zusatzstoffe. Cajuína enthält viermal mehr Vitamin C als Orangen, wird gekühlt getrunken und kann für Mixgetränke verwendet werden.

Welcher Teil der Cashew Frucht schmeckt Ihnen persönlich am besten?

Ich liebe die Cashewkerne*, aber den Saft, Cajuína und die Fruchfasern mag ich auch sehr gerne. Eigentlich kann ich nicht sagen, was mir davon am besten schmeckt, es sind ja ganz unterschiedliche Produkte.

Was unterscheidet den Cashewbruch* vom rohen Kern?

Der Bruch entsteht bei der Bearbeitung der Cashewkerne. Sie sollen möglichst ganz aus der Schale gelöst werden, aber sie brechen oft. Dieser Bruch wird dann günstiger verkauft und lässt sich gut für Kuchen, Soßen oder zur Käseherstellung verwenden.

Premium Cashewkerne Bruch kaufen

 

Im Supermarkt erhält man nur geröstete Kerne, Ihre Cashews werden roh verkauft – warum?

Erstmal halten sich geröstete Kerne nicht so lange, außerdem sind sie meistens gesalzen. Die rohen Cashewkerne lassen sich vielfältig einsetzen, außerdem schmecken sie frisch in der Pfanne oder im Ofen geröstet am besten. Damit lassen sich asiatische Gerichte oder Salate bereichern, oder auch im Müsli verwenden, da sie nicht gesalzen sind.

Was sind weitere Besonderheiten an den Cashews, die von Ihnen aus Brasilien importiert werden?

Anders als die asiatischen Cashewkerne sind die aus Brasilien größer und enthalten nicht so viel Tannine/Gerbstoffe, diese hinterlassen oft einen etwas bitteren Nachgeschmack. Es sind einfach die originalen Cashewkerne*, aus dem Herkunftsland, sie schmecken einfach besser.

Was sollten alle Menschen über Cashews wissen?

Cashews sind super gesund und trotz der Strecke, die sie nach Europa zurücklegen, ist ihre vielseitige Verwendung in der veganen Küche ein guter Beitrag, um den Konsum von Tierprodukten zu senken. Der Weg aus Brasilien ist auch nicht so lang wie die Strecke, die Cashewkerne aus Asien zurück legen, die oft erst aus Afrika zur Verarbeitung dorthin geschifft werden.

Es wäre gut mehr darüber zu informieren, unter welchen Bedingungen die Cashews angebaut und verarbeitet werden. Alle sollten wissen, warum gute Qualität, aus ökologischem Anbau und fair gehandelt, mehr kostet und warum es uns dies wert sein sollte. Im Falle der Cashews von Acajú stärkt der Kauf die Cashewkultur in Barreira, Ceará, Brasilien. Wer mehr über unser Projekt wissen will kann sich gerne in unseren Newsletter eintragen.

 Frau Küster, vielen Dank für Ihre Zeit und das ausführliche Interview.

Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau e.V. – Interview mit Anja Bonzheim


Interview mit Anja Bonzheim: “Damit sind die veganen Lebensmittel zwar in ihren Inhaltsstoffen vegan, unterstützen aber dennoch die Tierausbeutung.”

Anja Bonzheim hat Ökolandbau an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (FH) studiert. Ihre Bachelor- und Masterarbeit schrieb sie über die Themen “Die bio-vegane Landwirtschaft in Deutschland: Definition, Motive und Beratungsbedarf” und “Potenziale und Herausforderungen möglicher überbetrieblicher Organisationsstrukturen für die bio-vegane Landbaubewegung im deutschsprachigen Raum”. Sie ist im Vorstand des “Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau e.V.” und setzt sich dort für die kontrollierte Form des bio-veganen Landwirtschaft ein: den biozyklisch-veganen Anbau. Ich habe mir Ihr über diesen Anbau, die Potenziale und die Herausforderungen gesprochen:

Als ich zum ersten mal von veganer Landwirtschaft gehört habe, fragte ich mich “Was ist an Obst & Gemüse nicht vegan?”. Warum ist Gemüse nicht wirklich vegan ist und wo liegen dabei die Probleme?

Obst, Gemüse und Getreide enthalten keine tierischen Inhaltsstoffe, womit sie natürlich erstmal per Definition vegan sind. Dem Anspruch vieler Veganer*innen, Tierleid zu vermeiden und die Tierhaltung zu umgehen, hält Getreide, Gemüse und Obst jedoch oft nicht stand. Konventionelles Obst, Gemüse oder Getreide ist oft mit Giften gespritzt, welche die Bestäuberinsekten sowie die Tiere im Boden und in den Gewässern schädigen oder sogar töten. Biologisch angebaute pflanzliche Lebensmittel richten diesen ökologischen Schaden zwar nicht an, jedoch werden sie häufig mit Gülle, Mist, Jauche aus der wirtschaftlichen Tierhaltung oder sogar mit Schlachtabfällen aus konventionellen Schlachthäusern (oft sogar noch nicht mal europäische) gedüngt. Die Schlachtabfälle (Horn-, Haar-, Feder-, Blut-, Borstenmehle) sind auch im Ökolandbau zugelassen, da sie als Abfallstoffe günstig zur Verfügung stehen und schnell verfügbaren Stickstoff für die Pflanzen liefern.

Damit sind die veganen Lebensmittel zwar in ihren Inhaltsstoffen vegan, unterstützen aber dennoch die Tierausbeutung. Der vegane Gedanke muss bis zurück auf das Feld gedacht werden, ein Bereich, mit dem viele nicht so vertraut sind. Im biozyklisch-veganen Anbau ist die wirtschaftliche Tierhaltung sowie die Verwendung tierischer Dünge- und Betriebsmittel verboten, der Anbau erfolgt stattdessen mit pflanzlicher Kreislaufwirtschaft und Humusaufbau sowie mit Förderung der Artenvielfalt. Vegane Grundsätze werden hier also von Grund auf berücksichtigt.

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Als nächstes kommt dann immer der Satz “Gibt’s dann auch keine Regenwürmer im Boden?” – inwiefern spielen Tiere im biozyklisch-veganen Anbau eine Rolle und worin liegt der Unterschied zwischen Regenwurm und Kuhhaltung?

Der biozyklisch-vegane Anbau hat den Anspruch, Tierleid zu vermeiden. Daher ist die Nutztierhaltung im klassischen Sinne verboten. Doch auch die wild lebenden Tiere werden berücksichtigt. Kein anderes Anbausystem legt so viel Wert auf die Förderung und den Schutz der Bodenorganismen, der Wassertiere und der Insekten. Die Steigerung der Artenvielfalt ist eine wichtige Maxime. Es geht also nicht darum, alle Tiere vom Feld zu verbannen.

Der Regenwurm ist ein wichtiger Helfer beim Aufbau von Dauerhumus. Was ihn von der Kuh im Stall unterscheidet, ist die Tatsache, dass er sich freiwillig entscheidet, auf unserem Land zu leben und er seine natürlichen Bedürfnisse ausleben kann, ohne eingesperrt zu sein.

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Welche Aufgabe hat der Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau e.V.?

Der Förderkreis ist der ideelle, gemeinnützige Förderverein der biozyklisch-veganen Agrikultur im deutschsprachigen Raum. Er klärt zum einen Verbraucher*innen und den Handel über das neue biozyklisch-vegane Qualitätssiegel und die Hintergründe biozyklisch-veganer Produktion auf. Zum anderen ist der Förderkreis Ansprechpartner für Betriebe, die über eine Umstellung und Zertifizierung nach den biozyklisch-veganen Anbaurichtlinien nachdenken. Die Betriebe werden in ihrem Prozess unterstützt und beraten. Weiterhin versteht sich der Förderkreis als politische Interessenvertretung und als Organisation, welche Forschungsergebnisse und Erfahrungen aus der landwirtschaftlichen Praxis bündelt, der breiten Öffentlichkeit zu Verfügung stellt, diese sensibilisiert und informiert.

Wie bist du zum biozyklisch-veganen Anbau gekommen? Welche Rolle hast du im Verein?

Ich selbst habe mit dem Anspruch, unsere Umwelt zu schützen, zunächst Landschaftsnutzung und Naturschutz studiert, um schnell festzustellen, dass es vor allem die Landwirtschaft ist, welche unsere Natur zerstört und bedroht. Dass es die agrarischen Landnutzungsformen sind, die für viele ökologischen Probleme verantwortlich sind. Ich schwenkte um und studierte also Ökolandbau, was mich innerhalb eines Semesters zum Veganismus brachte. Biotierhaltung ist leider nicht ansatzweise so idyllisch wie man sie sich vorstellt. Mit meinen Grundsätzen, Tierleid zu vermeiden, passt sie jedenfalls nicht zusammen. Dieser Auffassung bin ich nach 8 Jahren immer noch.

Im Laufe meines Studiums machte ich mich mehr und mehr mit der Idee, vegan Landwirtschaft zu betreiben, vertraut und schrieb sowohl meine Bachelor-, als auch meine Masterarbeit zu diesem Thema. Auch nach dem Studium ließ es mich nicht los, da ich hierin so viele Vorteile für Klima, Ökologie, die (“Nutz-“)Tiere und die globale Bevölkerung sehe. Mittlerweile bin ich im Vorstand des 2018 gegründeten Vereins Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau e.V. und setze mich beruflich für eine andere Agrikultur ein.

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Was unterscheidet bioveganen Anbau vom biozyklisch-veganem Anbau?

“Bio-vegan” ist kein geschützter Begriff und zudem unklar in der Bedeutung. Viele vegan und ökologisch wirtschaftenden Betriebe nutzen diesen Begriff, um ihre Wirtschaftsweise zu beschreiben. Im Handel jedoch wird der Begriff “bio-vegan” auch verwendet, wenn von Produkten mit veganen Inhaltsstoffen, die nach Bio-Richtlinien angebaut (aber eben oft mit Schlachtabfällen gedüngt) wurden, gesprochen wird. Es gibt auch eine Backfirma mit dem Namen “Biovegan”. Die Bezeichnung “aus biozyklisch-veganem Anbau” meint dagegen nur jene Produkte, welche nach den biozyklisch-veganen Richtlinien angebaut, damit ohne tierische Düngemittel gedüngt sind und i.d.R. auch von einer unabhängigen Kontrollstelle kontrolliert und zertifiziert sind.

Könnte der biozyklisch-vegane Anbau die Welt ernähren?

Zweifelsfrei! Durch den Wegfall der Tierhaltung würden enorm viele Flächen frei, die derzeit (sehr verschwenderisch, wie ich meine!) für den Anbau von Futtermitteln verwendet werden. Global gesehen ist das der Großteil des Ackerlandes. Die Umwandlungsrate von pflanzlichen Kalorien, wenn sie den Umweg über das Tieres durchlaufen, ist jedoch denkbar schlecht. Wir haushalten also sehr verschwenderisch mit den Nährstoffen, die wir zur Verfügung haben.

Wenn wir Lebensmittel anbauen würden, die direkt von uns Menschen konsumiert werden könnten, und dies in Mischkultur, mit einer großen Anbauvielfalt (wie es die vegane Ernährung ja auch erfordert!) und unter den Anforderungen des biozyklisch-veganen Anbaus, könnten sehr viel mehr Menschen satt werden. Voraussetzung ist natürlich auch eine Veränderung der Konsummuster.

Durch die Nutzung von biozyklisch-veganer Humuserde zur Wiederbelebung der Böden und Steigerung der Bodenfruchtbarkeit kann zudem erreicht werden, dass die Erträge steigen und damit mehr Menschen satt werden können. Biozyklisch-veganer Anbau hat nicht den Anspruch, aber doch das Potenzial weltweit angewendet zu werden. Zunächst müssen in meinen Augen diejenigen Länder, in denen das Wissen über die Problematik der Tierhaltung vorliegt, umdenken und eine andere Art der Agrikultur beginnen, zu leben.

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Was sind die Herausforderungen beim biozyklisch-veganen Anbau für Landwirte?

Zunächst müssen sich Öko-Landwirt*innen von dem Dogma lösen, Tierhaltung sei elementarer Bestandteil einer Kreislaufwirtschaft. Es können Kreisläufe sehr gut auch pflanzlich geschlossen werden. Betriebe müssen dazu langfristig ihr Nährstoffmanagement umstellen und mithilfe von vegetabilen Methoden düngen. Dies kann ein Mulchsystem sein, mithilfe einer Biogasanlage geschehen oder im besten Fall durch eine eigenbetriebliche Kompostierung. Pflanzlicher Aufwuchs muss direkt zur Düngung verwendet werden. Futterleguminosen, wie Kleegras, oder Körnerleguminosen, wie Ackerbohnen, dürfen nicht mehr als Futter verkauft werden, sondern werden zur Kompostierung oder als Mulchmasse verwendet.

Dadurch entfällt ein Betriebseinkommen, welches kurzfristig betrachtet, erst einmal fehlt. Langfristig wissen wir aber aus Erfahrung, dass durch eine intensive Kompostwirtschaft die Bodenfruchtbarkeit derart erhöht und die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen so sehr gesteigert wird, dass die Erträge besser werden. Zudem ist ja das Ziel, dass Landwirt*innen, die ihre Produkte mit dem biozyklisch-veganen Gütesiegel auszeichnen, einen besseren Preis für die Landwirtschaft, für die sie sich entschieden haben, erhalten.

Wie wird der Anbau kontrolliert?

Wenn Erzeuger*innen sich für eine Umstellung entschieden haben, erfolgt eine Beratung und Betriebsbegehung durch eine*n Vertreter*in des Vereins, bei der wir auch den Biozyklischen Betriebindex erheben, der Auskunft darüber gibt, ob der Betrieb ökologische Ausgleichsflächen hat, auf die Förderung der Artenvielfalt achtet und für einen Abdriftschutz vor Einträgen aus benachbarten konventionellen Feldern sorgt. Die Betriebe werden dann auch Mitglieder im Förderkreis. Anschließend steht einer Kontrolle durch eine unabhängige Kontrollstelle nichts mehr im Wege. Sobald diese das Zertifikat ausgestellt hat, kann der Betrieb das biozyklisch-vegane Qualitätssiegel nutzen, um damit die vegane Erzeugung zu kennzeichnen.

Warum gibt es zur Zeit noch so wenig biozyklisch-vegane Betriebe in Deutschland? Was müsste sich ändern, damit die Zahl wächst?

Das Potenzial für den biozyklisch-veganen Anbau ist groß, etwa ein Viertel der Biobetriebe wirtschaftet ohne eigene Tierhaltung. Es ist aber so, dass die Biozyklisch-Veganen Richtlinien erst seit zwei Jahren erarbeitet wurden, damit der Bekanntheitsgrad im deutschsprachigen Raum noch begrenzt ist, und Betriebe noch nicht wissen, dass die Biozyklisch-Veganen Richtlinien durch die IFOAM akkreditiert und damit weltweit anwendbar, kontrollier- und zertifizierbar sind.

Neben der Aufklärung der Landwirt*innen braucht es auch die des Handels. Produkte mit einem Label kommen ja nur dann in die Regale der Supermärkte und Einzelhandelsketten, wenn die Einkäufer wissen, was sich hinter der biozyklisch-veganen Produktqualität verbirgt.

Daneben ist aber auch wichtig, dass es dann infomierte Konsument*innen gibt, die etwas mit dem Label anfangen können und die richtige Kaufentscheidung treffen. Wenn Betriebe sich nicht sicher sein können, dass das Label erkannt und nachgefragt wird, ist auch die Hemmung größer, sich für eine weitere Betriebskontrolle und zusätzlichen Aufwand zu entscheiden. Es ist also wichtig, auf allen Ebenen aufzuklären.

Es fehlt derzeit aber noch an Mitteln und Ressourcen, die biozyklisch-vegane Anbauweise und die Biozyklisch-Veganen Richtlinien bekannter zu machen. Der Förderkreis bezieht seine Mittel derzeit ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen und beginnt nun langsam damit, professionelles Fundraising zu betreiben.

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Wie kann ich als Verbraucher den biozyklisch-veganen Anbau unterstützen?

Die einfachste Art, diese Anbauweise zu fördern ist eine Mitgliedschaft im Förderkreis, denn mit mehr Unterstützer*innen können wir viel effektiver arbeiten. Auf der Seite www.biozyklisch-vegan.org sind Mitgliedsanträge zu finden. Wichtig ist auch, darüber zu sprechen und die Tatsache, dass veganes Gemüse meist mit Schlachtabfall gedüngt ist und es eine sinnvolle Alternative gibt, in die Gesellschaft zu tragen.

Wir freuen uns über Menschen, die Lust haben, sich im Verein zu engagieren, Betriebe überzeugen oder Vorträge in Ihrer Uni oder veganen Gruppe anleiern möchten. Und natürlich über Menschen, die, wenn das Label in den Lebensmitteleinzelhandel kommt, die richtige Konsumentscheidung treffen*! (Mit dem Rabattcode “bioveganbestellen” erhältst du 10 % Rabatt)

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